Das japanische Konzept Ikigai hat in den letzten Jahren weltweit an Popularität gewonnen – und das aus gutem Grund. Es verspricht, das Geheimnis für ein erfülltes, langes und glückliches Leben zu lüften. Doch was genau steckt hinter diesem Begriff, der aus den japanischen Wörtern iki (Leben) und gai (Wert oder Sinn) besteht? Und warum ist es so kraftvoll?
Die vier Säulen des Ikigai
Im Kern beschreibt Ikigai die Schnittmenge von vier entscheidenden Lebensbereichen:
1. Was du liebst (Leidenschaft)
Was bringt deine Augen zum Leuchten? Was könntest du stundenlang tun, ohne müde zu werden?
2. Worin du gut bist (Fähigkeiten)
Welche Talente oder Fähigkeiten hast du, die du nutzen und weiterentwickeln kannst?
3. Wofür die Welt dich braucht (Sinn und Beitrag)
Wie kannst du einen Unterschied in der Welt machen? Was kannst du der Gemeinschaft oder der Gesellschaft geben?
4. Wofür du bezahlt werden kannst (Berufung)
Was erlaubt dir, deinen Lebensunterhalt zu verdienen, während du dich gleichzeitig erfüllt fühlst?
Das Spannende: In der Mitte dieser vier Säulen liegt dein persönliches Ikigai – dein Lebenssinn.
Ikigai vs. westliche Vorstellungen von Erfolg
Während in westlichen Kulturen Erfolg oft an Status, Geld oder Macht gemessen wird, geht es beim Ikigai um Balance und innere Zufriedenheit. Es ist eine ganzheitliche Betrachtung des Lebens, die sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Aspekte integriert.
Ein faszinierendes Detail: In Okinawa, einer der sogenannten „Blauen Zonen“ – Regionen mit einer außergewöhnlich hohen Lebenserwartung – spielt Ikigai eine zentrale Rolle. Die Menschen hier haben oft keinen festen Begriff für den Ruhestand, weil sie ihr Leben als untrennbar mit ihrer Berufung verbunden sehen. Arbeit und Freizeit verschmelzen zu einer harmonischen Einheit.
Wie du dein Ikigai findest
Das Konzept klingt verlockend, aber wie genau findet man sein Ikigai? Hier ein paar Denkanstöße:
1. Reflexion über deine Werte
Was ist dir wirklich wichtig im Leben? Welche Werte möchtest du verkörpern?
2. Experimentieren und Neugierde
Viele Menschen wissen nicht sofort, was sie lieben oder worin sie gut sind. Probiere neue Hobbys, Kurse oder Tätigkeiten aus.
3. Feedback einholen
Frag Freunde, Familie oder Kollegen, worin sie deine Stärken sehen. Oft übersehen wir unsere eigenen Talente.
4. Geduld haben
Ikigai zu finden ist ein Prozess, kein Ziel. Es entwickelt sich über die Jahre und passt sich deinem Leben an.
Ikigai im Alltag integrieren
Es geht nicht darum, von heute auf morgen ein komplett neues Leben zu beginnen. Vielmehr kannst du kleine, bewusste Schritte unternehmen:
• Finde Freude in den alltäglichen Momenten, z. B. bei einer Tasse Tee oder einem Gespräch.
• Verbinde deine Arbeit mit etwas, das dir wirklich am Herzen liegt.
• Sei dankbar für das, was du bereits hast, während du deinen Weg gehst.
Ikigai als Lebensphilosophie
Am Ende ist Ikigai nicht nur ein Konzept, sondern eine Haltung. Es lehrt uns, bewusster zu leben, auf uns selbst und unsere Umwelt zu hören und unsere eigene Definition von Erfolg und Zufriedenheit zu finden.
Vielleicht liegt das Geheimnis eines erfüllten Lebens tatsächlich in der Kunst, das Alltägliche mit Sinn zu füllen und das Besondere im Einfachen zu erkennen. Was ist dein Ikigai?